Giorgio Morandi war ein italienischer Maler und Grafiker, der vor allem für seine Stillleben zu weltweiter Anerkennung gelangte. Bereits ab 1920 beschränkt er seine Motive neben wenigen Landschaften fast ausschließlich auf das Malen von Stillleben.
Seine frühen Werke orientieren sich motivisch noch stark an der erzählerischen Bildstruktur von Cézanne. Im Laufe seiner künstlerischen Arbeit ändert sich dies aber grundlegend. Ende der 1930er Jahre werden die Gegenstände zu immer einfacheren geometrischen Formen reduziert, der Pinselstrich bleibt mehr und mehr sichtbar und der Farbauftrag tritt in den Vordergrund. Seine stillen Flaschen und Flacons fesseln durch den eigensinnigen Gestaltungswillen und den asketischen, von der Reduktion lebenden Malstil. Unbeirrt arbeitete Morandi sein Leben lang an seinem unzeitgemässen Projekt, am Mysterium des Stilllebens, und blieb seinem Stil treu, obwohl jahrzehntelang immer wieder neue Kunstmoden über ihn hinwegrollten. Dabei schuf er mit den bildnerischen Mitteln Form, Licht, Farbe und Raum Meisterwerke von unglaublicher Intensität und verblüffender Zeitlosigkeit. Die Einflüsse seines Schaffens wirken bis heute nach und lassen sich bei Künstlern wie Robert Ryman oder Bernd und Hilla Becher oder Donald Judd erahnen.
Es gelingt ihm, mit Wiederholungen und subtilen Variationen jedem seiner Bilder ein neues, visuelles Phänomen zu entlocken. Morandi arbeitet mit einer reduzierten Farbpalette und beschränkt sich im Wesentlichen auf Ocker, erdige Braun- und Grautöne. Die Farben erinnern an das feucht trübe Licht des Frühlings und den staubig-heissen Sonnenschein des Sommers der Emilia Romana, dem Lebensmittelpunkt des Künstlers.