London (dpa) - Als Francis Bacon im April 1992 während einer Reise in Madrid an einem Herzinfarkt stirbt, da gehört er schon zu den am teuersten gehandelten Künstlern der Welt. Auch ist er weithin als der wohl bedeutendste britische Maler des Jahrhunderts anerkannt. Anmerken allerdings ließ er sich das nie. Von der etablierten Gesellschaft hielt er sich fern, die Kunstwelt und der Medienrummel waren nicht sein Ding. Trotz seines Reichtums lebte er in einem kleinen Häuschen im Londoner Stadtteil South Kensington, sein Atelier glich einer Rumpelkammer. Sein Alterswerk war etwas ruhiger und gelassener geworden, doch mit seinen beängstigenden, bedrückenden Werken hatte er die Welt fasziniert.
Geboren wurde Bacon, Sohn eines englischen Pferdezüchters und Berufssoldaten, am 28. Oktober 1909 in Dublin. Der berühmte irische Philosoph und Staatsmann Francis Bacon (1561-1626) ist einer seiner Vorfahren - doch philosophisch ging es in seinem Elternhaus nicht zu. Weil der Vater während des Ersten Weltkriegs im Kriegsministerium arbeitete, pendelte die Familie zwischen Dublin und London. Bacon ging kaum zur Schule.
Als er zum ersten Mal seine Homosexualität offen zeigte, schickte der Vater ihn 1926 zur Arbeit in ein Londoner Büro. Doch Bacon setzte sich nach Berlin ab, zog anschließend weiter nach Paris. Es waren die Jahre, in denen der Autodidakt seine ersten Versuche als Maler wagte. Um Geld zu verdienen, arbeitete er als Kellner und Diener, später schuf sich ein Einkommen mit Innenarchitektur-Designs wie etwa Möbelentwürfen. In den 30er Jahren versuchte er, sich als Künstler zu etablieren. Als das nicht klappte, wurde er professioneller Roulette-Spieler.
Erst nach dem Zweiten Weltkrieg war die Welt bereit für seine Werke. 1948 kaufte das Museum of Modern Art in New York eines seiner Bilder, der internationale Durchbruch kam 1962 mit einer großen Retrospektive in der Londoner Tate. Die Horrorvisionen Bacons milderten sich über die Jahre nicht. Er schockierte mit verzerrten, deformierten und verstümmelten Figuren. Seine Welt war ein schauriges Schlachthaus, ein Spiegel des brutalen heutigen Lebens, wie er selber meinte.
Bacon lässt sich nur schwer in gängige Kategorien einordnen. Inspiriert war er von der Tradition der europäischen Schreckensmalerei, von Hieronymus Bosch und Goya, Velázquez bis hin zu den Surrealisten. Von den modernen Malern hatte ihn Picasso am meisten beeinflusst.
Seine Bilder sind mit verformten Torsi, verzweifelt aufschreienden gequälten Kreaturen, Körpern in gräßlicher Zerstörung bevölkert. Zuerst verwendete Bacon verhaltenere Töne, später wurden die Farben immer greller. Er mischte Staub, Sand und Dreck in die Farbe. Als Werkzeuge dienten ihm auch Stahlwolle oder alte Pullover. In den vergangenen Jahren waren seine Werke stetig im Preis angestiegen.